Rittihof Schwärzenbach

„Reutern- durch Rodung, Be- oder Entwässerung oder Ähnliches zur landwirtschaftlichen Nutzung geeignet machen.“

Hofgeschichte Die erste Erwähnung des Rittihofes geht auf den Hofbauer Ulrich Tritschler (*um 1460 + um 1520) zurück. Im Brandkataster von 1802 ist der Hof festgehalten: „Die Behausung mit Scheuer und Stahlung, und die Bach Kuchel … Im Brandkataster 1871 ist das Erbauungsjahr mit 1586 angegeben. 1897 wurde der Anbau mit Kammer, Futterlege, Remis und Balkenkeller errichtet. Das Grundstück welches auf der Gräntz-Beschrib aus dem Jahr 1790 überliefert ist, stimmt mit der heutigen Grundstücksgrenze überein. Flurnamen sind: Acker am Sommerberg, Hochschachen, Mittlerer Schachen, Moosschachen, Hausmatte und Mattacker. 

Prof. Edgar Tritschler/Villingen Schwenningen

 

Kurzbeschreibung

Hofgebäude Das in der Falllinie des Hangs unterhalb der Straße errichtete Hofgebäude zeigt einen bergseitigen Wohn- und einen talseitigen Stallteil. Die Datierung ins 16te Jahrhundert könnte richtig sein (Gesamtanlage, Dachtragwerk 1, Büge in der eingangsseitigen Längswand). Der Wohnteil zeigt die erwartbare Gliederung. Für die Hausgeschichte von besonderem Interesse dürfte die evtl. Veränderungsgeschichte des im Wohnteil integrierten Leibgedings sein. Spätere Anbauten zum Berg („oberer Keller“) bzw. der Einbau eines Kellers unter der Stube („unterer Keller“) verweisen exemplarisch auf die Landwirtschaftsgeschichte im Hochschwarzwald und auf das strukturelle Problem der Anschiebung von Holzhäusern an den Hang. Das s. g. ehem. „Dreschdenn“ liegt zwischen Wohnteil und den drei Stallachsen. Wenngleich der Rittihof wohl bereits erbauungszeitlich eine Hocheinfahrt aufwies, so verblieb doch der Funktionsraum für das Dreschen im Erdgeschoss. Hier im Erdgeschoss hat sich im rückwärtigen Bereich der Dreschtennenboden erhalten, ebenso die erbauungszeitliche Außenwand des Dresdenns. Im Dach jedoch fehlen entlang der Überfahrtsbrücke im Dachraum die Dreschtennenwände, sodass dieser Bereich eben nicht für die Funktion des Dreschens vorgesehen war. Der Wirtschaftsteil entspricht mit drei Achsen dem Erwartbaren mit „oberem Stall“, Futtergang und „unterem Stall“. Die Anlage von zwei Gangkammern eingangsseitig über dem Stall ist nachweisbar. Das Dachtragwerk 1 verdient einige Aufmerksamkeit. Unter sparsamster Verwendung von Bauholz entstand über dem Wohnteil ein liegender Stuhl, der keine Spannriegel aufweist, ein Kennzeichen, das dem Unterzeichner aus der zweiten Hälfte des 16ten Jahrhunderts in der Region in seltenen Fällen bekannt ist. Als Dachtragwerk 2 wird hier eine Ertüchtigung bezeichnet, bei der man im Bereich der Hurt liegende Binder eingebaut hat. Das sekundäre Dachtragwerk ist aufgrund der Überarbeitungen nicht mehr vorhanden. Der Nahbereich des Gebäudes zeigt mit dem Außenauslauf für die Schweine und der hofnahen Bepflanzung in heute selten klarer Weise die einst gebotene Gestaltung des unmittelbaren Umfelds der Häuser für die Höhenlandwirtschaft.

Leibgeding Das von außen unscheinbare Leibgeding ist ein hochorigineller Bau, wohl aus dem späten 19ten oder dem frühen 20sten Jahrhundert. Es handelt sich dabei um einen Bautypus, der bislang wenig Beachtung erfuhr: Im 19ten Jahrhundert etablieren sich auf dem Land „städtische“ Bauformen, nachdem der Bauer in einer grundlegenden Veränderung seiner geistesgeschichtlichen Selbstverortung einen Vergleich seiner Lebens- und Wohnsituation zu derjenigen in den Städten zieht. So entsteht auf dem Rittihof ein Leibgeding in hoher struktureller und handwerklicher Wertigkeit, dessen ortsfeste Ausstattung der Wohnräume sich ebenso erhalten hat wie eben die grundlegende Struktur. Interessant ist, dass auch bei diesem Beispiel modernen Wohnens auf dem Land im Keller ein Stall integriert ist, der jedoch von außen nicht als solcher zu erkennen ist.

Speicher Der gut überlieferte und inschriftlich auf 1705 datierte Speicherbau zeigt durch seine Stellung unter großen Bäumen und durch den Abstand zum Hofgebäude wichtige Merkmale der Gesamtgestaltung einer Hofstelle. Er ist mit Innenausstattung und Geheimfach überliefert und zählt damit zu den rar werdenden Beispielen dieser Baugattung im Hochschwarzwald.

Dr. Stefan Blum/St. Peter

Aufgabe

Der Rittihof stellt ein besonderes kulturhistorisches-bauliches Ensemble in der reizvollen landschaftlichen Kulisse des Hochschwarzwaldes dar. Der Blick vom Hof und den umliegenden Feldern reicht über das beschauliche nur wenig besiedelte Langenordnach-Tal bis hinab zum Titisee und dem einrahmenden Bergpanorama vom Hochfirst bis hin zum Feldberg. Das wohl um 1583 errichtete "Höhenhaus" wurde durch die jeweiligen Hofbauern immer wieder verändert und den jeweiligen Lebensbedingungen und Ansprüchen angepaßt. Gemäß der namensgebenden ursprünglichen Bedeutung des Wortes „Reutern“ für die frühe Flächenkultivierung, ist es heute primär die Aufgabe die bestehenden Gebäude und die dazugehörenden Land- und Forstflächen zu erhalten und für die zukünftige wohnliche und wirtschaftliche Nutzung im besten Sinne „urbar“ zu machen. Nicht nur für die inzwischen 20.te sondern auch noch für die weiteren nachfolgenden Generationen.